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European University Initiative – hochschulische Zusammenarbeit als Extremsport

Österreichs Hochschulen sind bereits an elf der insgesamt 41 bestehenden European-University-Allianzen beteiligt, also an mehr als einem Viertel. Das BMBWF lud ihre Vertreterinnen und Vertreter zu einer Informations- und Vernetzungsveranstaltung ein, um über ihre bisherigen Erfahrungen in dieser langfristigen Form der strategischen Kooperation zu sprechen.

An Expeditionsbergsteigen hat der französische Präsident Emmanuel Macron wohl kaum gedacht, als er 2017 die Idee der „European University-Initiative“ (EUNI) vorbrachte. Ihm schwebte eine besondere Form der langfristigen strategischen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von europäischen Hochschulen aus verschiedenen Ländern vor, um so ihre gemeinsame Exzellenz und die des gesamten europäischen Hochschulraums zu stärken. Bis 2024 schwebten Macron zumindest 20 solcher Allianzen vor. Tatsächlich sind es bis heute 41 – mehr als doppelt so viele. An elf davon sind österreichische Hochschulen beteiligt, das ist mehr als ein Viertel. Damals konnte aber auch noch niemand abschätzen, mit wie viel Aufwand die Gründung von und die Beteiligung an solchen „Europäischen Hochschulen“ verbunden ist. 
Eine davon ist die Allianz EURECA-PRO, die die Montanuniversität Leoben seit 2020 koordiniert und die mit ihren insgesamt sieben Partnerhochschulen die Vision verfolgt, bis 2025 das europäische Bildungs- und interdisziplinäres Forschungs- und Innovationszentrum für den nachhaltigen Konsum und die nachhaltige Produktion von Gütern zu werden. Das klingt ambitioniert, ist es auch, wenn man Projektleiterin Lisa Pichler zuhört. „European Universities wie unsere Allianz EURECA-PRO sind wie eine Erstbesteigung, bei der man das gemeinsame Ziel, den Gipfel, kennt, aber nicht den genauen Weg dorthin, weil die Karte, die man zu Beginn in der Hand hielt, leider sehr ungenau ist. Dazu kommen Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede innerhalb der Expeditionsgruppe, weil einige am liebsten durchziehen und andere lieber nach jeder Etappe eine Pause einlegen wollen- für die aber nie Zeit ist“, sagte sie nach gut einem Jahr Arbeit an EURECA-PRO auf der Informations- und Vernetzungsveranstaltung. 
Zu dieser hatte auch heuer wieder das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) Hochschulvertreterinnen und -vertreter wie Pichler und andere Interessierte eingeladen, um über ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit der European University-Initiative und ihre nächsten Schritte zu sprechen. 

Dritter Call zur Erweiterung der bestehenden European University-Allianzen gestartet

Schließlich hat die Europäische Union gerade eben den dritten Call veröffentlicht. Anträge können sowohl von den 17 europäischen Allianzen der ersten Finanzierungsrunde, als auch von gänzlich neuen Initiativen eingereicht werden. 
European Universities – das Formel-1-Rennen der europäischen Zusammenarbeit 
Die beiden Pionierinnen in Österreich, die Universität Graz und die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), die bereits seit dem ersten Call 2019 an ihren Allianzen „Arqus European University Alliance“ ARQUS und „EPICUR- European Partnership for an Innovative Campus Unifying Regions“ beteiligt sind, haben bereits einen Zwischenbericht an die Kommission übermittelt. „Der Verwaltungsaufwand ist riesig, das Vorhaben ambitioniert. Wir würden die Arbeit in den European Universities daher am ehesten mit einem Formel-1-Rennen vergleichen, das nach zwei Jahren immer noch anhält“, sagen Anja Hoffmann und Victoria Reszler, die beiden Projektkoordinatorinnen von Arqus an der Universität Graz, durchaus selbstkritisch. Das sei nicht zuletzt an der Corona-Pandemie gelegen, die für massive Einschränkungen, Adaptierungen und auch Verzögerungen gesorgt habe, weil die ersten persönlichen Treffen damit erst im Herbst 2021 haben stattfinden konnten. „Dieser persönliche Austausch ist aber enorm wichtig, weshalb die Allianz extrem schnell digitale Lösungen und Formate entwickelt hatte, gerade, wenn man einander nicht kennt und aus verschiedenen Nationen stammt. Es ist uns gelungen, 40 Prozent unserer Arbeitspakete in den ersten 18 Monaten erfolgreich umzusetzen und darauf sind wir stolz“, berichten sie. Im Rahmen des Research & Innovation Work Plans fanden bereits „High-Level-Seminare“ auf Ebene der zuständigen Vizerektorinnen und -rektoren statt, um gemeinsam einen Research Action Plans zu den zentralen Schwerpunktthemen der Allianz – – Digital Transformation & Artificial Intelligence sowie Climate Change & Green Deal- auszuarbeiten, der die individuellen Forschungsaktivitäten der einzelnen Universitäten ergänzen soll. Die Allianz blickt ebenso auf eine erfolgreiche Arqus Academy Week zurück, die – wenn auch pandemiebedingt nur digital – die Partnerinnen in Form von Diskussionsrunden, Vorträgen und Webinaren zum gemeinsamen Austausch über eine neue Version der Hochschulbildung eingeladen hatte. Wir sind als Allianz eng zusammengewachsen“, so der Befund der beiden Projektverantwortlichen der Uni Graz.
Ähnliche Erfahrung hat Ružica Luketina, ihre Kollegin an der BOKU gemacht. Ihre Allianz EPICUR hat zum Ziel, durch jegliche Form von Mobilität einen umfassenden Wissens- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und so zur nachhaltigen und zur persönlichen Karriere von Studierenden und jungen Forschenden beizutragen. Das geschieht beispielsweise durch Lehrveranstaltungen, die allen 307.000 Studierenden der Allianz über ein gemeinsames Campus Management angeboten werden und die in insgesamt sechs Sprachen zur Verfügung stehen, darunter auch solche, die weniger verbreitet sind. 
Auch ein gemeinsames Bachelorstudium wurde konzipiert und soll in den nächsten Jahren eingeführt werden. „Unser Zwischenbericht zeigt, dass wir unsere Stärken in der Vielsprachigkeit und im Kompetenztransfer haben, weil unsere Studierenden nicht nur eine neue Sprache, sondern gleichzeitig eine neue Kultur kennen lernen. Gleichzeitig müssen wir noch mehr für die Inklusion, die regionale Stakeholder-Einbindung und die institutionelle Integration tun müssen“, betont Luketina. Dazu sollen etwa auch das gemeinsame PhD-Programm und das „Entrepreneurial Lab“ zur gemeinsamen Förderung von Unternehmertum in den beteiligten Regionen beitragen, die beide im Herbst 2021 gestartet sind. 

European Universities als Türöffner und Impulsgeberinnen für kleinere Hochschulen 

Einen nicht unähnlichen Weg hat die Fachhochschule (FH) St. Pölten mit der von ihr ins Leben gerufenen „Engaged and Entrepreneurial European University as Driver for European Smart and Sustainable Regions“, kurz E3UDRES2, eingeschlagen. Ihr Motto lautet „Regionale Lösung durch eine europäische Perspektive“ und trägt dem Umstand Rechnung, dass an ihr vergleichsweise junge Institutionen aus kleineren bis mittelgroßen, europäischen Städten wie die FH St. Pölten selbst zusammenarbeiten. So sind etwa das Instituto Politécnico de Setúbal aus Portugal, das Polytechnical University Timisoara (Rumänien) oder UC Leuven-Limburg (Belgien) dabei. „Bereits nach diesem ersten Jahr haben wir enorm profitiert und wichtige Impulse für die innovative Weiterentwicklung unserer FH durch die Zusammenarbeit bekommen. E3UDRES2 wirkt für uns als Türöffner für neue Kontakte und andere Netzwerke“, hebt FH-St.Pölten-Geschäftsführer Hannes Raffaseder hervor. 
Für ihn sei die coronabedingt die erst Ende September veranstaltete „Hack2Challenge“ der bisherige Höhepunkt gewesen, an der 63 Teilnehmende von allen sechs Partnerhochschulen in sechs Teams teilgenommen haben. Gemeinsam erarbeiteten sie dazu in sechs Einzelbewerben ihre Visionen zur nachhaltigen Zukunft ihrer Regionen zu verschiedenen Themenschwerpunkten, die von der effizienten Sammlung von Bioabfall über nachhaltige Landwirtschaft bis hin zur Sicherung der Lebensqualität in Smart Cities oder des sinnvollen Einsatzes von Artificial Intelligence bei der Jobsuche reichten. „Das hat glücklicherweise auch online sehr gut funktioniert, auch wenn es ursprünglich anders geplant war“, erzählt Raffaseder. Er könne anderen Hochschulen nur an Herz legen, sich an einer EUNI zu beteiligen oder sie sogar selbst zu koordinieren. In ganz Europa nehmen gerade einmal 18 Fachhochschulen an den EUIN teil, drei davon aus Österreich. Insgesamt drei Allianzen werden von einer Fachhochschule koordiniert, eine davon von der FH St. Pölten. „Ja, das ist nicht einfach, aber es zahlt sich aus. Allein wegen der Erfahrungen, die man dabei sammelt, aber vor allem auch für die Reputation und die Profilbildung, die man gerade als kleinere Hochschule dadurch stärkt“, so Projektkoordinator Raffeseder. 

Derzeit sind die „European University“-Allianzen noch immer Pilotprojekte

Seine Einschätzung deckt sich mit dem Befund der Mehrheit vieler Hochschulen in Europa, wie aus einer Befragung der European University Association (EUA), der Vereinigung europäischer Hochschulen, hervorgeht. Demnach sind drei Viertel der Befragten der Ansicht, dass die Qualität der Lehre und des Studiums an allen an einer EUNI beteiligten Hochschulen verbessert werden kann. Zwei Drittel glauben, dass die Attraktivität der einzelnen Hochschulen dadurch gesteigert und ebenso viele, dass die Zusammenarbeit die internationale Sichtbarkeit fördert. Freilich sehen die Hochschulen auch Herausforderungen, die mit der Beteiligung an einer EUNI verbunden sind, insbesondere die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen bzw. die damit verbundene Finanzierung.
Derzeit handelt es sich bei den EUNI noch um ein Pilotprojekt, das vorrangig über die europäische Programme Erasmus+ und Horizon 2020 finanziert wird. Ganz allgemein wird die Zukunft der europäischen Hochschulzusammenarbeit, insbesondere der EUNI, nun im Rahmen der der französischen EU-Präsidentschaft unter dem Vorsitz des französischen Präsidenten und EUNI-Erfinders Emmanuel Macron diskutiert. Dabei wird auch die Frage der nationalen Zusatzfinanzierung durch die Mitgliedsstaaten besprochen, die derzeit von Land zu Land sehr unterschiedlich ist.

Zwei Neulinge mit viel Erfahrung – die Universitäten Salzburg und Wien

Die Universität Salzburg hat dieses Problem nicht. Die Beteiligung an einem Antragskonsortium im Rahmen der Initiative European Universities Alliance ist als strategisches Vorhaben in ihrer Leistungsvereinbarung 2022 bis 2024 verankert. Sie ist jüngst der Allianz „CIVIS – A European Civic University“ beigetreten und kann sich dabei auf frühere Erfahrungen im Konsortium EU-Sync stützen. „Wir haben als Partnerin in einem anderen Konsortium bereits bei den Calls 2019 und 2020 eingereicht und sind jeweils knapp gescheitert. Deshalb haben wir uns jetzt entschlossen, es im Wege eines Beitritts zu einer bestehenden Allianz zu versuchen, die unseren Stärken im Bereich der Internationalität entspricht“, erklärt Martin Knoll, der Dekan der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät und Projektverantwortliche. Die Universität Salzburg sei immerhin einer der erfolgreichsten Hochschule in Österreich, was die Erasmus+-Projekte betrifft. 
Mit ihrem Beitritt zur Allianz Circle U.  geht es der Universität Wien darum, ihre Internationalisierung voranzutreiben und ihre Identität als genuin europäische Universität zu stärken. „Das Besondere von Circle U. ist, dass acht andere, forschungsintensive Volluniversitäten dabei sind, mit denen wir schon jetzt intensive Kontakte pflegen, zum Beispiel die Humboldt-Universität zu Berlin, die als unsere Mentorin agiert, sowie fünf Universitäten, die wie die Universität Wien zur „Guild of European Research Intensives Universities“ angehören. Wir beteiligen uns, weil die Themenschwerpunkte von Circle-EU –Klimawandel, Demokratie und globale Gesundheit – unsere Forschungsstärken und strategischen Prioritäten entsprechen“, erklärt Barbara Good, die Leiterin des International Office der Universität Wien. Am wichtigsten sei aber das  geplante „Academic Chair Programm“, das aus rund 40 engagierten Wissenschaftler/innen besteht und zur langfristigen Vernetzung aller Circle-U.-Universitäten beitragen sollen. Good: „Das langfristige Ziel von Circle-U. ist es, einen europäischen Campus mit innovativen, gemeinsamen Bildungsangeboten und Dienstleistungen für Studierende sowie wechselseitigen Forschungskooperationen zu schaffen – und all das in enger Zusammenarbeit mit externen Stakeholdern. Darauf freuen wir uns.“

Übersicht über alle elf European-University-Allianzen mit österreichischer Beteiligung:

  1. ARQUS – Universität Graz – Projektwebseite: https://www.arqus-alliance.eu/
  2.   EPICUR - Universität für Bodenkultur Wien – Projektwebseite: https://epicur.education/
  3. Montanuniversität Leoben – EURECA-PRO - Projektwebseite: https://www.eurecapro.eu/
  4. Fachhochschule St. Pölten - E3UDRES2 - Projektwebseite: https://eudres.eu/
  5. Fachhochschule Management Center Innsbruck – UlyssEUS – Projektwebseite: https://ulysseus.eu/?lang=de
  6. RUN-EU - Fachhochschule Vorarlberg - Projektwebseite: https://run-eu.eu/
  7. Aurora European University Alliance - Universität Innsbruck - Projektwebseite: https://alliance.aurora-network.global/
  8.  ENGAGE.EU - Wirtschaftsuniversität Wien, Projektwebseite: https://engageuniversity.eu/
  9. CIVICA – Central European University (CEU) – Projektwebseite: https://www.civica.eu/
  10. CIVIS – Universität Salzburg – Projektwebseite: https://civis.eu/de
  11. CIRCLE U. – Universität Wien – Projektwebseite: https://www.circle-u.eu/

Links zu Informationen der Europäischen Kommission

 

Links zu den beteiligten Universitäten und Fachhochschulen:

Links zu den beteiligten österreichischen Hochschulen

Gruppenfoto

Ein Gruppenfoto musste sein. Auch wenn pandemiebedingt weit nicht alle Teilnehmenden vor Ort im Haus der Ingenieure in der Eschenbachgasse im 1. Bezirk in Wien sein konnten, wo die Informations- und Vernetzungsveranstaltung zur European University-Initiative am 16. November 2021 stattfand. Bildquelle: BKA/Florian Schrötter

Downloads – Powerpoint-Präsentationen vom 16. November 2021 (nicht barrierefrei)

  1. BMBWF - Florian Pecenka, Melinda Macho: Aktueller Stand der Entwicklungen zur European University Initiative (PDF, 119 KB)
  2. European University Association - Anna-Lena Claeys-Kulik (EUA): EUA-Position zur Zukunft der European University Initiative (PDF, 516 KB)
  3. Universität Graz – Anja Hoffmann, Victoria Recszler: Arqus European University Alliance (PDF, 2 MB)
  4. Universität für Bodenkultur Wien -Ružica Luketina: EPICUR - Herausforderungen, Erfolge und Erkenntnisse nach 2 Jahren
  5.  Fachhochschule St. Pölten – Hannes Raffaseder: E3UDRES2 – Our first year . . .
  6. Montanuniversität Leoben – Lisa Pichler: EURECA-PRO - European University on REsponsible Consumption And PROduction (PDF, 6 MB)
  7.  Universität Salzburg – Martin Knoll: PLUS und CIVIS: Motivation, Aktivitäten, Erwartungen (PDF, 4 MB)
  8. Universität Wien – Barbara Good: Beitritt der Universität Wien zu Circle U. (PDF, 1 MB)
  9. BMBWF – Johanna Ringhofer: EIT European Institute of Innovation and Technology 2021-2027 (PDF, 439 KB)