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Nachlese Science Talk > Mathematik ist überall?! „Versöhnung“ mit einem besonderen Fach

Science Talk: Mathematik als Partizipationsmöglichkeit mit der Welt

Wien (APA-Science) - Die moderne Welt baut auf Mathematik auf: Apps, Einkaufsvorschläge bei Online-Händlern, Wettervorhersagen, Energieverbrauchsrechnungen - all das wendet Erkenntnisse dieser Wissenschaft an. Besonders beliebt scheint sie jedoch nicht unbedingt zu sein, zumindest nicht nach gängigen Vorurteilen. Eine "Versöhnung" mit diesem besonderen Fach versuchte eine Podiumsdiskussion des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) am Montagabend in Wien.

Die Gründe für die Abschreckung des Faches wurden von den Diskussionsteilnehmenden jeweils in der Familie und in der Gesellschaft verortet. Die Mathematikstudentin Doris Obermaier, die schon seit sie 13 ist an Mathematik-Olympiaden teilnimmt, fasste im Rahmen des "Science Talk" gängige Vorurteile aus Familien- und Bekanntenkreisen zusammen: "Mathematik ist etwas Schlimmes." Auch in den Medien würde zu Schulabschlusszeiten gerne berichtet, "alle fürchten sich vor der Mathematik-Matura".

Dem schloss sich die Leiterin des Studienganges Global Sales and Marketing an der FH Oberösterreich, Margarethe Überwimmer, an. Sie erinnere sich an Zeiten, in denen man Managementfragestellungen mit Mathematik lösen wollte, als "keiner Mathematik geliebt hat". Mittlerweile sei die Mathematik jedoch im Kommen. "Für Berufsfelder, gerade im High-Skill-Bereich, braucht es zunehmend mathematisch-analytische Fähigkeiten." Früher sei es zum Beispiel im Vertrieb mehr um Kommunikation gegangen. Man reiste nach China und kam mit unterzeichneten Verträgen im Gepäck zurück. Doch heute brauche es zudem auch Programme, Algorithmen, die man verstehen und beherrschen müsse.

Grundlage in der akademischen Welt

Ähnlich wichtig sei die Mathematik als Grundlage in der akademischen Welt, erklärte Michael Eichmair, Mathematik-Professor an der Universität Wien mit Verweis auf eine Studie. "80 Prozent aller Studierenden in Deutschland studieren in Mathematik-intensiven Fächern. Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, Mathematik abzuschreiben." Er sprach sich für mathematische Früherziehung aus, die spielerisch passieren könne, die selbst jedoch verbessert gehöre. "Wir überlassen das dem Zufall und dem Gespür der Elementarpädagoginnen und -pädagogen. Ich glaube, das könnte man systematisieren." Es ginge nicht nur darum, was die Mathematik wie beim Onlineshopping im Hintergrund tue, sondern, was wir mit ihr tun könnten. Man sollte sich gesellschaftlich nicht der Mathematik ausliefern, indem wir sie uns nicht mehr zutrauten. "Damit nehmen wir uns die Möglichkeit, mit der Welt zu partizipieren."

Im Bereich der Bildung wünschten sich die Teilnehmenden mehr Freiheit für Lehrkräfte, didaktisch wie inhaltlich. "Manche mögen Erklärungen lieber abstrakt, andere lieber konkret", so Monika Henzinger, Informatikerin an der Universität Wien. Das schwierige sei weniger die Mathematik als ihre Vermittlung, dies müsste individueller geschehen und nicht nur auf eine Art und Weise. Obermaier schlug vor, den Lehrenden "die Möglichkeit zu geben, etwas zu machen, was sie selbst fasziniert, dafür Zeit einzuräumen. Ich glaube, es ist leichter, Leute für etwas zu faszinieren, wovon sie selbst fasziniert sind."

Anwendung versus Theorie?

Eine Publikumsfrage sprengte die Einmütigkeit des Podiums ein wenig. Sei es nicht sinnvoller, in der Schule früh schon zwischen Anwendung und Theorie zu scheiden, damit Ottonormalverbrauchende lernten, sich vor den Angeboten von Konzernen zu schützen? Henzinger konnte "dem Beitrag viel abgewinnen". Vielleicht solle man mehr Statistik als Integralrechnung vermitteln, das würde abstrakte Konzepte auch nicht per se ausschließen. Eichmair hingegen äußerte die Sorge, dass man damit zu früh anfängt zu selektieren, vorzuzeichnen und so die "Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen einschränkt".

pth/asc
SCI0008    2022-09-20/09:27