Interkulturelle Bildung
Ziel
Die soziale, kulturelle und sprachliche Vielfalt in unserer globalisierten Gesellschaft führt zu einer steigenden Heterogenität von Lebensentwürfen und Familienrealitäten. Dies spiegelt sich auch in unseren Klassenzimmern wider. Interkulturelle Bildung befähigt sowohl Lehrende als auch Lernende zum respektvollen Umgang mit Vielfalt in einer multikulturellen Gesellschaft.
Interkulturelle Bildung lenkt den Blick der Lehrenden und Lernenden auf (historische und aktuelle) gesellschaftliche Veränderungsprozesse, wie etwa Migrationsbewegungen aus dem globalen Süden nach Europa, Abwanderungsprozesse in ländlichen Regionen und Bevölkerungszunahme im städtischen Raum, vielfältige Biografien und Lebensentwürfe, intergenerationale und soziale Aspekte. Gleichzeitig reagiert sie pädagogisch angemessen auf die Herausforderungen und Chancen, die sich daraus im System Schule ergeben.
Kompetenzen
Interkulturelle Bildung befähigt die Lernenden:
- vielfältige Lebensentwürfe und Biographien als gesellschaftliche und schulische Normalität wahrzunehmen,
- mit unterschiedlichen Lebensentwürfen respektvoll umzugehen,
- zu erkennen, dass die eigene Biographie das Erleben, Denken und Handeln prägt,
- die eigene (Lebens-)Geschichte zu analysieren und sowohl ihre Entstehung als auch ihre Veränderbarkeit zu erkennen,
- sich die Bedingtheit eigener Sicht- und Handlungsweisen bewusst zu machen,
- soziale, kulturelle, sprachliche und andere Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten wahrzunehmen, zu analysieren und ihre Bedeutung zu erkennen,
- wechselnden Zugehörigkeiten und mehrfachen Identitäten in der eigenen und in anderen Biographien nachzuspüren,
- Empathie und Ambiguitätstoleranz zu entwickeln,
- eine kritische und wertschätzende Grundhaltung einzunehmen – als Grundlage für Zivilcourage und eine konstruktive Konfliktkultur ohne kulturelle Zuschreibungen,
- einen gelassenen Umgang mit Heterogenität zu entwickeln, der es ermöglicht, Stereotype, (Fremd-)Zuschreibungen, Klischees zu identifizieren und darauf zu reagieren,
- ausgrenzende, rassistische, sexistische Aussagen und Handlungsweisen zu erkennen, zu hinterfragen und dagegen aufzutreten,
- gesellschaftliche Entwicklungen in der migrationsgeprägten und individualisierten Gesellschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, Meinungen zu bilden und Standpunkte zu vertreten,
- zu erkennen, wie mit kulturellen Zuschreibungen Macht ausgeübt und Herrschaft legitimiert wird,
- die interkulturellen Kompetenzen in allen Fachgegenständen sowie im schulischen und außerschulischen Alltag anzuwenden.
Lehrplananbindung
Interkulturelles Lernen ist bereits seit 1992 als fächerübergreifendes und fächerverbindendes Unterrichtsprinzip in den Lehrplänen aller allgemein bildenden Schulen verankert. Zahlreiche Fachlehrpläne enthalten ebenfalls implizite und explizite Bezüge zur Interkulturellen Bildung.
Der Grundsatzerlass Interkulturelle Bildung, der 2017 gemeinsam mit Expert/innen unterschiedlicher Disziplinen erarbeitet wurde, beschreibt Inhalte und Umsetzung des Unterrichtsprinzips Interkulturelles Lernen. Er trägt dazu bei, dass das gemeinsame Lernen im Schulalltag in einer wertschätzenden und respektvollen Atmosphäre gelingen kann.