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Nachlese Science Talk > Zeitreisen in die Vergangenheit? Wie wir uns digital verewigen können

Science Talk: Die Ewigkeit muss gewartet werden

Wien (APA-Science) - "Zurück in die Zukunft" war eine der Metaphern, die bei diesem am Montagabend vom Bildungsministerium (BMBWF) veranstalteten "Science Talk" Anwendung fand: Die digitale Welt ermöglicht Reisen in die Vergangenheit wie nie zuvor. Als ein populäres Beispiel nannte der Historiker und Archivar Thomas Aigner das Videospiel "Assassin's Creed". Er würde das zwar nicht spielen, aber "die historische Umgebung dort basiert auf seriöser wissenschaftlicher Forschung".

Zudem würde es die Jugend mit ins Boot holen. Und die Ermöglichung, Geschichte zu erleben sowie Barrieren abzubauen sei auch das Ziel von ihm und seinen Kollegen: "Unser Anspruch ist einfach, Big Data der Vergangenheit zu schaffen, virtuelle Zeitreisen zu ermöglichen." Dadurch könne man Barrieren abbauen, so der Experte von der Time Machine Organisation (TMO). Ein klassischer Archivar sitze auf Dokumenten und ließe niemanden hinzu, "weil so schützt man sie am besten. Der Nachteil ist, das interessiert dann nur Insider." Den Wenigsten sei bewusst, welche unglaubliche gesellschaftliche Bedeutung die Digitalisierung in diesem Bereich habe. "Das macht Kultur und Geschichte zu einem Erlebnis für jeden." Denn jeder und jede habe Geschichte, sowohl eine persönliche als auch jene, die einen umgebe. "Nur im analogen Zeitalter schaut niemand nach, dafür müsste man ja ins Staatsarchiv gehen", sagte Aigner.

Selbst trainierbare KI "Transkribus" erkennt Handschriften

Ein Beispiel für eine Zeitreise in die Geschichte ist die Künstliche Intelligenz (KI) "Transkribus", die von der Universität Innsbruck und dort u.a. vom Germanisten Günter Mühlberger entwickelt wird. Mit ihr lassen sich Handschriften erkennen, die Benutzerinnen und Benutzer trainieren die KI dabei selbst. Diese freie, universelle Zugänglichkeit überwindet Distanzen und (Sprach-)Barrieren, wie Mühlberg veranschaulicht: "Wir haben eine Dankesmail aus den USA bekommen. Jemand aus der zweiten Generation hat Briefe seiner Eltern, die noch in Kurrent (frühere Verkehrsschrift im deutschsprachigen Raum, Anm.) geschrieben waren, so übersetzt und dann den Sinn dieser Briefe verstanden." Dass Leute Interesse an persönlicher Geschichte haben, zeigten nicht zuletzt erfolgreiche Milliardenunternehmen wie MyHeritage oder FamilySearch.

Datenträger müssen gewartet werden

Was jedoch, hakte Moderatorin Maria Scholl von der APA nach, wenn Daten verloren gingen, weil sie nicht mehr abspielbar seien - und verwies dabei auf VHS-Kassetten oder Disketten. Gebe es überhaupt eine digitale Ewigkeit? Hier gelte für Digitales dasselbe wie für Analoges, entgegnete der Archäologe Stefan Eichert vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien: "Physische Datenträger müssen gewartet werden. Wie früher in mittelalterlichen Klöstern die Schriften von den Mönchen laufend kopiert wurden."

Dass diese neue Wissensbasis mit Big Data und KI auch ein Problem bezüglich systematischer Verzerrungen birgt, war den Teilnehmern bewusst. Aigner: "Zuverlässigkeit und Authentizität sind ein großes Thema, nicht nur bei uns im Archivwesen, sondern im gesamten Datenbereich." Daten müssten integer bleiben, sonst verfälsche man Geschichte. Eichert ergänzte: "Wir könne nur nach einem 'best practice' Standard streben. Das heißt natürlich nicht, dass unsere Sicht in Hundert Jahren noch als die richtige anerkannt wird. Egal, wie sehr wir uns bemühen."

Manches ginge jedoch ohne KI einfach praktisch nicht. "Mit menschlicher Arbeit kann man das österreichische Staatsarchiv wahrscheinlich nicht digitalisieren. Das sind 300 Regalkilometer, ein Kilometer sind ca. fünf bis zehn Millionen Seiten, je nach Papierdicke", erklärte Günter Mühlberger. Das könne wohl kein Mensch umblättern. Dabei sei man im Dokumentenbereich bereits relativ gut digital aufgestellt - wobei er einräumte, dass das insbesondere an einem privaten Konzern liege: Google Books sei Ausgangspunkt vieler Recherchen. Im Museumsbereich jedoch habe man maximal ein Prozent der Objekte digitalisiert.

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SCI0006    2022-11-22/11:33