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Chancengleichheit in der Hochschulbildung einfach erklärt

Die hochschulische Vernetzung zur sozialen Dimension fand heuer gleich geballt mit zwei Veranstaltungen statt, die das BMBWF gemeinsam mit der OeAD diesmal sozusagen „back to back“ am 7. und 8. Oktober online abgehalten hat: eine Peer Learning Aktivität und ein nationales Vernetzungstreffen zur sozialen Dimension.

Es gibt Forschende, die nicht nur exzellent in ihrem Fach sind, sondern die auch die Gabe haben, ihre Erkenntnisse anschaulich und verständlich darzustellen. Jamil Salmi gehört definitiv zu ihnen. Der Bildungsökonom und Experte für globale tertiäre Ausbildung beriet in den vergangenen 25 Jahren die Weltbank, die OECD sowie zahlreiche Regierungen und Universitäten in gut hundert Ländern – darunter auch Österreich.

Chancengleichheit: Hinter den Zahlen und Daten in Studien stehen Menschenschicksale

Wenn er über die Auswirkungen der COVID-Krise auf die soziale Teilhabe an der Hochschulbildung berichtet, spricht Sami in erster Linie nicht von den ungleich verteilten Chancen von Kindern aus bildungsferneren Schichten, die in ökonomisch bescheidenen Verhältnissen aufwachsen. Er erzählt lieber von der sechsjährigen Maria, einem Roma-Mädchen, das irgendwo im ländlichen Raum Rumäniens aufwächst, deren Mutter, eine Saisonarbeiterin mit einem Monatseinkommen von 120 Euro, gerade ihren Job verloren hat. Oder von dem 17-jährigen Mädchen aus Kerala in Indien, die Selbstmord beging, weil das Internet während des Lockdowns zusammengebrochen war, als sie dabei gewesen war, sich für die Universität anzumelden. „Man darf niemals vergessen, dass hinter den Zahlen und Daten, die wir erheben, Menschenschicksale stehen“, erklärte Salmi bei seiner Keynote – die er gleich zweimal für das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) abhielt: einmal im Rahmen der Peer Learning Aktivität zur sozialen Dimension, die die Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD) im Rahmen des Projekts „3-IN-AT“ am Mittwoch, den 7. Oktober, abhielt sowie das zweite Mal tags darauf , am Donnerstag, den 8. Oktober 2020, im „Webinar zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung - Integrativer Zugang und breite Teilhabe in Zeiten von COVID-19-Webinar zur sozialen Dimension“. Es fand anstelle des nationalen Vernetzungstreffens zur sozialen Dimension statt, das das BMBWF einmal pro Jahr mit den entsprechenden Stakeholdern veranstaltet. Coronabedingt musste beides in digitaler Form abgehalten werden.
Das tat der Qualität des Informations- und Expertisenaustausches freilich keinen Abbruch. Bildungsökonom Salmi war der beste Beweis dafür. Er präsentierte die Ergebnisse seiner beiden aktuellen Studien.

Österreich ist bei der Frauenförderung im Hochschulbereich ganz vorne dabei

Die erste ist die äußerst umfassende Untersuchung zu politischen Strategien und Maßnahmen auf nationaler Ebene zu Chancengleichheit in der Hochschulbildung, die bereits 2019 erschien. Dafür nahm Salmi einerseits sämtliche internationale Organisationen – angefangen von der Weltbank über die Europäische Kommission, die OECD oder die UNESCO ebenso unter die Lupe wie andererseits 71 Länder – darunter auch Österreich. Konkret durchforstete er sämtliche zugänglichen Dokumente, um folgende Fragen zu beantworten:

  • Wer sind die politischen Entscheidungsträger/innen im Bereich der sozialen Dimension?
  • Gibt es eine eigene Strategie der sozialen Dimension im Hochschulbereich?
  • Welche Zielgruppen umfasst sie?
    • Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen
    • Frauen
    • Minderheiten
    • Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
  • Welche Instrumente sieht sie vor?
  • Sind finanzielle Mittel für die Umsetzung vorgesehen?
  • Existiert eine eigene Agentur oder Organisation, die sich ausschließlich der Chancengleichheit/der sozialen Dimension widmet?

Im Ergebnis unterscheidet Salmi vier Arten von Staaten:

  1. jene, die er zu den Pionieren in puncto Chancengleichheit zählt, weil sie – so wie Australien, Kuba, England, Irland, Neuseeland und Schottland – mehrere der oben aufgeworfenen Fragen mit einem Ja beantworten können: beispielsweise Geld für Chancengleichheit in der Hochschulbildung in die Hand nehmen und eine eigene Strategie für Chancengleichheit entwickelt und eine eigene Agentur dafür etabliert haben, wie das in England oder Australien der Fall ist.
  2. die Gruppe der etablierten Staaten, zu denen Salmi zum Untersuchungszeitraum auch Österreich zählte, weil es hierzulande etwa keine eigene Agentur für Chancengleichheit gibt, sowie
  3. die Gruppe der „Entwicklungsländer“ in der Ermöglichung gleicher Chancen und schließlich
  4. jene Länder, die sich des Themas Chancengleichheit bisher eher rudimentär angenommen haben.

„Die Studie ist 2019 erschienen. Ich bin mir nicht sicher, wie Österreich heute einzureihen ist“, betonte der Bildungsökonom bei seiner Präsentation und verwies darauf, dass Österreich, gerade was die Chancengleichheit von Frauen und von Flüchtlingen betrifft, zu den Vorreiternationen zähle. Das gelte auch, was die Studienbeiträge angehe, die in Österreich vergleichsweise gering und sowieso nur ausnahmsweise – bei langer Studiendauer oder von Drittstaatsangehörigen – zu bezahlen sind. Österreich sei außerdem unter die führenden Nationen zu reihen, was die soziale Dimension in der Hochschulbildung betrifft. Das BMBWF hat seine Strategie dazu bereits vor dreieinhalb Jahren – im Februar 2017 veröffentlicht.

Das Coronavirus diskriminiert und wirkt sich bei Arm und Reich unterschiedlich aus – auch bei Studierenden

Die zweite, die Salmi bei den beiden Veranstaltungen präsentierte, erscheint erst in Kürze. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Coronakrise auf die Chancengerechtigkeit in der Hochschulbildung. „Ich kann die Annahmen, die erste Studien aufzeigen, bestätigen, dass das Coronavirus diskriminiert. Es betrifft die gesamte Weltbevölkerung, aber nicht jede bzw. jeden im gleichen Ausmaß“, betonte der Experte, der insbesondere die Auswirkungen von COVID-19 in den USA, Frankreich, Holland, Belgien und Mexico untersucht. Als Verdeutlichung präsentierte er zwei Fotos mit zwei Mädchen darauf. Das Mädchen auf dem linken Bild war vor einem herrschaftlichen, weißen Landhaus, das auf dem rechten Bild vor einem Anhänger zu sehen. Es handelte sich sichtlich um das jeweilige Zuhause der beiden Studentinnen. „Raten Sie, welches der beiden Mädchen die Coronakrise im Studium stärker spürt?“, fragte Salmi und bewies damit erneut, wie einfach und nachvollziehbar sich Chancenungleichheit darstellen lässt.
Dazu hätte er nicht weiter ausführen müssen, dass nicht alle Studierenden über den gleichen Zugang zu Internet samt technischer Ausstattung verfügen, um auch digital von daheim aus studieren zu können; dass sie vor allem nicht gleichermaßen viel Zeit dafür aufbringen können – etwa, weil ein an COVID-erkrankter Angehöriger gepflegt oder Kinder betreut werden müssten; und dass es Studierende gebe, denen schlicht das Wissen und Knowhow für den Umgang mit digitalen Lernumgebungen fehle.
Salmis Vortrag schien auf beiden Veranstaltungen gut anzukommen, obwohl sie sich jeweils an ein anderes Zielpublikum richteten.

Ein Thema, zwei Veranstaltungen und ein diverses Zielpublikum

Die erste – die Peer Learning-Aktivität – war speziell für Expertinnen und Experten gedacht, die bei diesem Erasmus+-Projekt mitarbeiten. Deshalb waren in erster Linie die entsprechenden Verantwortlichen von Ministerien oder von Universitäten aus Kroatien, Irland, Schottland und Österreich dazu eingeladen, die dabei mitmachen. Sie stellten den Stand der Umsetzung der nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung in ihren jeweiligen Ländern vor. Ihr Berichte sind auf der Projektwebseite des OeAD abrufbar.
3-IN-AT – als „INternationalisation/INclusion/INnovation: Towards high-quality inclusive mobility and innovative teaching & learning in an internationalised Austrian Higher Education Area“ hat ein einfaches Ziel. Es will bzw. soll österreichische Hochschulen bei der Umsetzung der Ziele des Bologna-Prozesses unterstützen. Es hat eine Laufzeit von zwei Jahren von 2019 bis 2020.

Am „Webinar zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung - Integrativer Zugang und breite Teilhabe in Zeiten von COVID-19 zur sozialen Dimension“ nahmen hingegen in erster Linie österreichische Vertreterinnen und Vertreter des gesamten Hochschulsektors und der Hochschulforschung in Österreich teil. Entsprechend gut besucht war diese digitale Veranstaltung mit rund hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Neben dem Vortrag von Bildungsökonom Jamil Salmi wurden die bisherigen Aktivitäten und künftigen Vorhaben im Bereich der sozialen Dimension diskutiert.
Zur entsprechenden Vorbereitung hatten zahlreiche Hochschulen ihre strategische Herangehensweise und Good practice-Maßnahmen zur sozialen Dimension vorab schriftlich versendet. Diese Materialien werden in einem nächsten Schritt nun entsprechend aufbereitet, um die einzelnen Hochschulprofile weiterzuentwickeln.

Außerdem wurde auf weitere Implementierungsschritte und geplante Veranstaltungen hingewiesen, die da wären:

  • EUA Webinar “Twenty years of social dimension in the Bologna Process: the state of art and the future” am 17. November 2020,
  • Zwischenevaluierung der Nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung 2021
  • Erasmus+ Projektteilnahmen und internationale Dissemination:
    • PLAR-4-SIMP (Social Inclusion in Mobility Programmes). Projektleitung: Bildungsministerium Belgien/Flandern
    • 3-IN-AT (INternationalisation/INclusion/INnovation: Towards high-quality inclusive mobility and innovative teaching & learning in an internationalised Austrian Higher Education Area), Projektleitung: BMBWF, OaAD
    • SIDERAL (Social and international dimension of education and recognition of acquired learning), Projektleitung: Ministerium für Wissenschaft und Bildung, Kroatien

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